Bild von Gerd Altmann auf pixabay

Strategieentwicklung ist eine essenzielle Managementaufgabe. Immer wieder werden wir damit beauftragt, solche Prozesse zu moderieren. Die meistgewählte Form ist dabei der Workshop mit 3 bis 8 Teilnehmern. Genug Menschen also, um das Thema so richtig schön von vielen Seiten zu beleuchten und viele Meinungen zu hören. Es gibt im Alltag ja auch keine Zeit, um miteinander zu sprechen und seit Corona auch weniger persönliche Begegnungen.

Der Sponsor des Meetings sorgt sich dabei um die Effizienz und zweifelt, ob überhaupt Ergebnisse erzielt werden können. Ist es die Furcht, ein so wichtiges und komplexes Thema zu öffnen und die Kontrolle darüber abzugeben? Meist gibt es ja schon eine Vorstellung von der Strategie, einige Zeit bevor sie offiziell erarbeitet wird. Da könnte es schon unangenehm sein, wenn im Rahmen eines Workshops ganz andere Kräfte wirken und die schöne Strategie im Kopf plötzlich hinfällig ist.

Außerdem besteht die Sorge, dass jeder lange, vielleicht viel zu lange über das ein oder andere Thema redet, dass am Ende die Zeit nicht reicht. Das meiste, was geredet wird, weiß man ja auch schon. Die Lösung scheint klar: Es braucht eine stringente Moderation mit explizitem Timeboxing, kein Abschweifen, kein Palavern.

Und doch ist es irgendwie anders, wenn das, was man sowieso schon wusste mit und von anderen geteilt wird. Es bekommt eine andere Bedeutung, es ist nicht nur in einem Kopf, sondern hier auf dem Papier, ausformuliert und von den anderen bestätigt. Und auch beim Reden passiert etwas. Es ist der Prozess der Klärung beim Sprechen. Indem ich mit anderen darüber spreche passiert etwas mit dem Thema, es gewinnt an Kontur und Klarheit.

Die Auseinandersetzung, auch gerne mal leidenschaftlich, wirkt sich oft positiv auf das Team aus. Beziehungen und Standpunkte sind wieder klarer, Menschen greifbarer. Immer wieder machen wir die Erfahrung, dass mit wenig Lenkung viel erreicht werden kann und der Prozess sich quasi selbst steuert. Dabei kommt es auf folgende Zutaten an:

  • Zu Beginn braucht es die Klärung des Wofürs, also den Sinn des Treffens und der Zusammenarbeit. Ziele wären hier nur halb so wirksam. Eine gute Formulierung könnte sein: „Wir treffen uns, um ….“
  • Die Moderation sorgt für eine kontinuierliche Prozessreflexion. Es könnte beispielweise gefragt werden: „Wenn Ihr weiter so zusammenarbeitet wie in den letzten 30 Minuten, wäre das eher zieldienlich oder eher nicht?“ und weiter „Was müsstet Ihr verändern, damit die Zusammenarbeit mit Blick auf die Ziele wieder stimmt?“
  • Im Gegensatz zu einer stringenten Timeboxing-Moderation geht damit die Verantwortung für den Prozess ins Team zurück. Die Moderation erinnert immer wieder daran, die Metaperspektive einzunehmen und den Prozess nachzujustieren.

Diese Form der Moderation geht davon aus, dass das Team und jede/r einzelne in der Lage ist, zielgerichtet zu arbeiten. Sie lädt immer wieder dazu ein, die Metaperspektive einzunehmen und den Weg zu korrigieren. Und am Ende eines langen Tages ergibt sich, woran keiner glaubte: Eine geteilte und gut abgehangene, weil intensiv diskutierte Strategie. Wie schön!