Alles, was im Unternehmen getan wird ist entweder Routine oder eine Reaktion auf einen Reiz, den es in der Form noch nicht gab. Routine begegne ich am besten mit Wissen, so kann ich mit dem relevanten Wissen komplizierte Probleme lösen. Bei Überraschungen hingegen nützt Wissen nichts. Ich kenne die Situation noch nicht, das Problem ist neu und die Lage zunächst vielleicht unüberschaubar, dynamisch oder komplex. Wenn ich mich hier auf mein Wissen aus der Vergangenheit verlasse, werde ich vermutlich scheitern, denn das Problem ist ja neu, zumindest für mich. Ich brauche also neue Ansätze, neue Ideen. Ich probiere etwas aus, gehe Risiken ein, scheitere, tausche mich aus, probiere etwas anderes, sehe erste Erfolge, gehe den Weg weiter, beziehe Impulse von anderen ein, usw. Beobachter/innen stellen fest, dass dieses Handeln sich von dem Handeln in Routine grundsätzlich unterscheidet. Beides ist in Organisationen wichtig und trägt zur Wertschöpfung bei. Beides ist Arbeit. Die Routinearbeit braucht Menschen (oder technische Systeme), die Wissen anwenden und vorhandene Prozesse nutzen. Effizienz ist hier das relevante Kriterium: Wie können wir möglichst viele Probleme mit möglichst wenig Aufwand lösen oder wiederkehrende Aufgaben möglichst schlank erledigen?

Wenn wir die kreative Ideenarbeit mit dem gleichen Maß messen, ist sie tot. Arbeit mit Überraschungen funktioniert nur unabhängig von Prozessen, denn diese bilden ja Erfahrungen aus der Vergangenheit ab. Könner sind Menschen, die im Zusammenhang mit Überraschungen erfolgreiche Ideen entwickeln, die mit Dynamik und Komplexität umgehen können. Sie bewegen sich häufig „offroad“, also auf noch nicht gegangenen Pfaden, gehen Wege, die die Organisation noch nicht kennt. Dafür hat die Organisation in der Regel eine Art Bewegungsmelder, Sensoren, die diese Bewegungen bemerken und die Organisation darauf aufmerksam machen, dass hier etwas vor sich geht, was nicht der Regel entspricht. Meist springt das Immunsystem der Organisation an, es entsteht ein Konflikt im Umfeld des Könners. Der Konflikt entspinnt sich dann um die Art und Weise, wie die Könnerin in der Organisation agiert, wie sie außerhalb von Organigramm und Prozess wirksam wird (oder zu werden versucht). Es prallen zwei Welten aufeinander: Die Arbeit an der Routine und die Arbeit an der Überraschung. Eine Unterscheidung dieser beiden Disziplinen in der Organisation ist in vielerlei Hinsicht wirksam:

  • Reibungsverluste vermindern
  • Freiräume für wirksame Problemlösung schaffen
  • Matching von Verhaltenspräferenzen und Tätigkeitsbereichen
  • Identifikation von Talenten
  • Einsatz und Weiterentwicklung von Talenten

Wenn also der Bewegungsmelder anspringt, Obacht! Es könnte eine Könnerin am Werk sein!

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